Unwort des Jahres „Killerspiele“
November 25th, 2006 by nEon
Knapp eine Woche ist mittlerweile nach der schlimmen Tat eines jungen Mannes vergangen und die Äußerungen bzgl. der sogenannten „Killerspiele“ sind etwas leiser geworden. Doch ich muss zugeben, dass mich diese Woche diese ganze Grundsatzdiskussion rund um das Thema Gewaltspiele extrem genervt hat und mich in gewisser Weise auch sehr traurig gemacht hat. Ich finde es traurig wie ich selbst mit ansehen muss, wie Menschen, die von dieser Materie keine Ahnung habe eine ganze Subkultur diffamiert und möglichst schnell versucht, ein Übel aus der Welt zu schaffen, welches in meinen Augen keines ist. Das Übel der medialen Abhängigkeit und dem Punkt, dass Spieler durch das „genießen“ von exessiven Gewaltfantasien zu Gewaltverbrechern werden.
Medien springen auf diesen Zug auf. Politiker möchten Wählerstimmen gewinnen, indem diese die grobschachtliche Ursache für die Tat des Täters benennen und nicht die Wurzel erkennen wollen bzw. können. In den letzten Tagen gab es Politiker, die sich auf Teufel komm raus profilieren wollten und dumme bis unfähige Kommentare zu einem Thema von sich gaben, von dem diese überhaupt keine Ahnung hatten. Somit wurde die subjektive Wahrnehmung in den Köpfen der Menschen gefördert, dass Spieler in den Augen der Öffentlichkeit Psychophaten sind, die sich in Gewaltfantasien verlieren.
Irgendwie hat Sebastian B. hat ein großes Schauspiel geliefert und hat eigentlich genau das erreicht, was er wollte. In den Medien, in denen er selbst versucht hat mit Hilfeschreien Hilfe zu suchen, laufen Videoschnipsel eines verstörten jungen Mannes, der sich selbst in anarchischer Pose und Überzeugung vor der Kamera bewegt. Er ist komplett in Schwarz gekleidet und stammelt in einem schlechten Englisch etwas von töten und Krieg. Der Vergleich zu fundamentalistischen Terroristen ist gar nicht so falsch, wenn man sich allein auf diese Bilder bezieht und diese sieht. Menschen wie wie Sebastian B. gibt es viele in Deutschland. Der PC und die mediale Welt dahinter schafft hierbei einen Schutzpanzer den sich desillusionierte und ausgegrenzte Jugendliche aufbauen. Doch wenn wir ehrlich sind begünstigt unser Staat diesen Punkt.
Liebe Politiker, liebe sogenannte Experten. Bitte setzt Euch in einer Runde mit fähigen Leuten aus der Gamebranche zusammen. Debatiert, diskutiert mit Spielern aus Deutschland, den unterschiedlichsten Schichten, Schulen bieten sich hierbei vielleicht an. Reformiert dabei aber bitte gleich das Schulsystem. Reformiert die Lehrer und deren Aufmerksamkeit im Umgang mit Menschen und Kindern. Schaut euch das Schulsystem an und erlaubt es nicht, dass Menschen durch Lehrer und Mitschüler ausgegrenzt werden. Sorgt dafür, dass es unabhängige Ansprechpersonen an Schulen gibt, ohne das dies zu einem Zwang wird. Liebe Eltern, macht eure Augen nicht zu und interssiert Euch für Eure Kinder. Es sind doch Eure Kinder und keine fremden Menschen, die man vor Computer, Konsolen und TV-Geräte abschiebt. Stärkt das Bewußtsein im Umgang mit unseren Mitmenschen und versucht andere Meinungen zu akzeptieren. Versucht Menschen mehr in gesellschaftliche Formen zu integrieren und ein Bewußtsein zu schaffen, mit mehr Respekt seine Mitmenschen zu sehen. Dann hätten wir auch diese Probleme nicht, dass ausgegrenzte Jungendliche „Amok“ laufen. Aber dies ist nur das Wunschdenken eines Students, der vielleicht versucht im Ansatz eine Lösung zu finden. Letztendlich wird es aber eine Entscheidung Seitens des Staates geben, die niemanden so recht befriedigen wird. Mit dieser Entscheidung wird wohl schnell der Wind aus den Segeln genommen damit diese oben genannte Grundsatzdiskussion erlöscht. Damit möglichst viele, möglichst schnell die Schnauze halten. Doch der Kern, die Wurzel und die Motivationen werden nicht erkannt, aufgedeckt und somit versucht diesen entgegenzuwirken. Was letztendlich bleibt ist der Gedanke an einen Menschen, den man bis zur nächsten Tat vergessen hat. Dieser aber dazu dient, in einer Liste von grausamen Taten aufgelistet zu werden.
Ich finde es einfach nur ein Armutszeugnis von den Medien in diversen Berichten prolemisch als dummer Mensch bezeichnt zu werden und ich finde es traurig wie somit öffentlich Spieler diffamiert werden und als gewaltbereit abgestempelt werden Spieler mit Terroristen verglichen werden. Das ist einfach nur traurig und macht mich in gewisser Sicht sprachlos. In diesem Sinne… Keep Playing.
2 Comments Add your own
1. ComancheMan | November 26th, 2006 at 13:56
Wow, was hast den genommen?!
Das ist ja wohl einer der besten Texte, die du jemals geschrieben hast!!! GROSSES LOB!
Auch die Rechtschreibung war fast perfekt (Kommas noch nicht so)!
Cooler Text, Blog war wohl ne gute Idee?!
War mal so frei nen More-Link reinzumachen, weil ich es anstrengend finde, wenn der Blog voller wird und man immer den kompletten, längeren Text direkt auf der Startseite sieht. Falls du das anders siehst, können wir das aber nochmal diskutieren.
2. jetsetradio | November 27th, 2006 at 18:45
In den letzten Tagen hat man online öfter gelesen, dass sich die Parteien „zusammensetzen“ sollten. Ich finde DAS ist schwer möglich. Zumindest wenn man sich die Oberflächlichkeit der Menschen ansieht, die nix mit Videospielen zu tun haben. Egal ob Politiker, Schauspieler oder Mutter. Zusätzlich wird das natürlich von den ketzerischen Medien auf die Spitze getrieben.
Ich glaube, dass sich die Situation in den nächsten Jahren nich groß verändern wird, Amoklauf, Verbote, größere Nachfrage, Amoklauf… aber vielleicht, in sehr langer Zeit, sind Videospiele irgendwann mal so akzeptiert, dass die Diskussion nicht mehr aufkommt.
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