Ein Besuch auf der Web 2.0 Expo, Berlin
Oktober 28th, 2008 by ComancheMan
Letzte Woche hatte ich auf der Web 2.0 Expo die Möglichkeit einen außergewöhnlich intensiven Einblick in die Interna der deutschen und weltweiten Szene der Start-Ups und Web 2.0-Unternehmen zu bekommen. Zu allererst möchte ich dem Magazin Focus-Campus und studi.biz dafür danken, da diese den Besuch möglich gemacht haben.
Also, so eine große Veranstaltung einzuordnen und zu bewerten kann sicher nur subjektiv und auf Teile bezogen passieren. Meine vorherige Vorstellung wurde jedenfalls ganz und gar nicht wahr, stellte ich mir doch mehr eine Reihe von Präsentationen von Geschäfts- und StartUp-Ideen an Computer mit Darstellung der entsprechende Seiten vor. Einige wenige Portale wurden zwar präsentiert, da sich aber das unsägliche PowerPoint-Präsentationsformat fast durch und durch über die Expo zog, waren genau diese Vorträge dann auch die Uninteressantesten. Kann aber auch den gezeigten Ideen gelegen haben, so z.B. ein virtuelles Puppenhaus in Flash für Teenager-Mädchen was unter den Schlagwörtern „Gaming“ und „Virtual Worlds“ präsentiert wurde. ?! Überhaupt schien ein abartiger Wettbewerb verquerer Präsentations-Titel auf der Veranstaltung ausgefochten worden zu sein, sodass die Auswahl der persönlich interessanten Sachen zum Glücksspiel avancierte.
Was die Atmosphäre auf der Expo betrifft so handelte es sich einerseits um unbeeindruckten Willen etwas Neues anzuschieben, bei manchen wirkte es wie „Egal was!“. Andererseits lebte das Gefühl der Angst in einer sterbenden Unternehmenskultur. Ob diese Angst angesichts der Wirtschaftskrise wirklich begründet ist, lies sich nicht ergründen, dennoch zog sie sich wie ein Virus durch eine ganze Reihe von Vorträgen. Gemeinsamer Tenor: Die Zeit des Rumspielens mit unausgegorenen Ideen ohne hartes Business-Modell ist vorbei; Time to get Real, also Zeit Erst zu machen. Besonders von Seiten der Finanzabteilung war dies sehr deutlich zu spüren
Daneben gab es aber noch großen Anteil interessanter Menschen kennenzulernen, die das nicht so sehr zu kümmern braucht. Dabei handelte es sich um einerseits Techniker, die teils deutlich zu technisch detailliert für das anwesende Publikum wurden. Auch kamen diese dann meist wie einige andere der Vortragenden aus der sogenannten Freeconomy, also der Wirtschaft ohne echtes Profitinteresse wie auch der Wiki-Szene. Andere Web-Prominenz braucht sich um Geld sowieso keine Sorgen mehr zu machen, insbesondere der äußerst sympathische Ausrichter der Expo, Verleger Tim O’Reilly, und dessen Freund der WLAN- Entrepreneur Varsavsky. Eines der wenigen Highlights war sicher der Vortrag vom britischen Szene-Journalisten Ben Hammersley von der europäischen Wired-Ausgabe, der sich auch mal ohne Präsentation traute dem Publikum teils missmutig aufgenommene Wahrheit ins Gesicht zu werfen. Nämlich das das andauernde Rennen nach dem nächsten schnellen Investment-Dollar für halbgare Klone von Facebook-Applikationen eine Verschwendung des kreativen Potenzials der Web-Szene ist. Eine unangenehme Wahrheit, die sich teils unterschwellig durch viele Vorträge zog bis hin zu dem des Übervaters O’Reilly.
Alles im Allem war die Veranstaltung an der schönen Location mitten in Berlin sehr lehrreich, interessant und bot endlich einmal die Möglichkeit viele Persönlichkeiten der Web 2.0-Szene zu treffen, von denen man sonst nur in Podcast gehört hat. Bei Bedarf hatte man in der netten, persönlichen Atmosphäre die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und die Macher der Szene kennen zu lernen. Auf jeden Fall das Event mein Bestreben verstärkt doch einmal das C3 am selbem Ort zu besuchen, wo es dann hoffentlich kaum mehr ums Business gehen wird. Weiterhin gilt es ein aktives Auge auf die Web2.0-Gründer-Szene zu werfen.
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