The Answer- ComancheMan Kinocharts 2006
Februar 21st, 2007 by ComancheMan
Nachdem Neon hier bereits gestern seine Lieblingsfilme gepostet hat, konnte ich mich natürlich nicht zurückhalten und wollte euch auch meine Highlights mitteilen. Hab erst überlegt sie in die Comments seines Beitrags zu schreiben, wollte aber so nicht seine Meinung untergraben (und meine Liste vielleicht dort unbeachtet stehen lassen). Deshalb hier kurz und bündig nun meine ultimativen Top-Filme 2006:
17. Hard Candy
Für mich der schlechteste Film des Jahres (den ich gesehen hab)! Klar, Pädophilie ist ein wichtiges Thema und sollte behandelt werden. Aber diese Tour-de-Force der Rache war einfach nur weitgehend vorhersehbar und emotional nicht fesselnd, wenn man mal von Schock-Psychospielchen absieht. Production-Design hat der Film Null, wenn man die Architektur des Drehorts nicht mitzählt. Lediglich die junge Schauspielerin Ellen Page (auch in X-Men 3) ist eine Entdeckung.
16. Apocalypto
Noch so eine Gewaltorgie ohne Sinn und Verstand. Mad Mel Gibson versucht sich als moralischer Retter der Mayas zu rehabilitieren. Obwohl komplett in Maya kann man dem Film zwar recht gut folgen, Spannung kommt aber trotz ohne Ende Action nicht auf, Identifikation mit den Figuren erst recht nicht. Für mich ein zweistundenlanger Werbespot für den Laufsport, nur ohne Schuhe von N., A. oder R. Die Message, die dabei bei mir ankam, ist entweder dämlich („Go to the Forest!“) oder ich hab sie falsch verstanden und es war gar keine dar.
15. Science of Sleep – Anleitung zum Träumen
Frankreich Regie-Experimentierer Nr.1 Michel Gondry führt uns an die Bruchstelle der realen Welt und der Phantasiewelt eines jungen verliebten Design-Praktikanten. Obwohl wunderbar aufwendig mit Zellophan gestalteter Sequenzen, gewinnt der Film nie an Drive. Auch die Liebesgeschichte ist eher anstrengend, da der Typ überhaupt nich’ zu Potte kommt und Charlotte Gainsbour meiner Meinung eh nicht so besonders ist, äußerlich betrachtet. Trotzdem wahrscheinlich der Film für Feuilleton-Leser und Blumfeld-Hörer, brr.
14. Casino Royale
Die sog. Wiedergeburt der neuen Bond war auch für mich irgendwie enttäuschend, allerdings nicht krass wie für Neon, da ich damit schon irgendwie gerechnet hatte. Schließlich liebte ich den Gadget-Bond von früher irgendwie. Craig schauspielert zwar ok, aber Bond als Straßenkämpfer ohne Gentleman-Attitüde geht für mich nicht zusammen. Eva Green kann einiges wieder rausreisen, aber auch nur solange sie geheimnisvoll bleibt. Ich glaube auch nicht, dass die nächste Teile sich für mich wieder besser darstellen werden. Ich warte auf „The Return of Moonraker“, lol.
PS: Ich hab schon spannenderes Poker im TV gesehen!
13. Silent Hill
Eine der wenigen Videospielverfilmungen, auf die mich gefreut hatte. Die erste Hälfe war auch einigermaßen atmosphärisch und im Tenor der Games, etwas mehr Spannung hätte aber ruhig sein können. Der Showdown lässt zwar an Gewalt kaum Wünsche offen, allerdings sind die offenbarten Hintergründe der Story auch eher platt, um das Thema Rache und Misshandlung angesiedelt. Die psychologische Tiefe der Spiele vermisst man schmerzlich. Und Alice Kridge war als Borg-Queen (Star Trek 8 ) um Längen besser.
12. Jarhead – Willkommen im Dreck
Ganz früh im Jahr und noch mit geringen Erwartungen ging ich in diesen Film über den Irak-Krieg, der Ersten. Coole Schauspieler versprachen coole Action, aber letztlich bleibt der Film bei seiner Real/Roman-Vorlage. Die Infanterie kriegt wenig zu tun außer der Air Force beim Bomben zuzuschauen. Deswegen langweilen sich die GIs die meiste Zeit genauso wie der Zuschauer, daran ändert auch der coole Soundtrack nichts. Vielleicht wäre ein Film über den aktuellen Krieg brisanter, aber spannender gewesen. Was bleibt sind einige apokalyptische Bilder und ein aufschlussreicher Einblick ins moderne Marine Corps.
11. X-Men: Der letzte Widerstand
Der hochgehypte Abschluss der grandiosen X-Men-Saga stand mit dem neuen Regisseur von vornherein unter schlechten Stern. Nur ein mittelmäßiges Ende, bei dem es hoffentlich belassen wird. Mehr dazu in meinem REVIEW.
10. Good Night, and Good Luck
Glorious George Clooney’s Regiedebüt über ein politisch durch MacCarthy unter Druck geratenes Fernsehnachrichtenteam der Fünfziger. Sehr schwarz-weiß und sehr langsam, und ohne Vorkenntnisse über die politische Ära eigentlich kaum zu erfassen. Darüber hinaus aber mit sehr guten schauspielerischen Leistung und Tonnen von Atmosphäre (der Zigarettenrauch kommt fasst durch die Leinwand). Und der frühe Soul-Soundtrack ist auch fast unschlagbar, Platz 3 + 4 der Liste haben es trotzdem geschafft. Was für den Politik-Kurs oder für Interessierte am Nachrichtenwesen, leider kaum geeignet für gemütliche Kino-/Fernsehabende.
9. Slither – Voll auf den Schleim gegangen
Herrlich bizarre Horrorkomödie über ein altes Lieblingsthema, die Invasion Außerirdischer in einer Kleinstadt. Flott, frech, gnadenlos! Der Film hat alles, was Horrorfilme brauchen, nicht mehr und nicht weniger. Dafür würde ich 10mal lieber die Säge an der Kinotheke liegen lassen. Da ich nichts der witzigen Story vorwegnehmen will, einfach mein DVD-Tipp der Kinofilme 2006, gerne auch mit Freundin! 😉
8. Syriana
In Anlehnung an den tollen „Traffic“ wird hier in nahezu dokumentarischer, episodischer Form das Interessen-Konglomerat des internationalen Terrorismus und der Öl-Industrie aufgedröselt. Das Ganze ist Star-gespickt, spannend und super fotografiert, krankt allerdings an der Abstumpfung der Zuschauer (auch bei mir) durch die Nachrichten. Deswegen wird dem Film wohl der große Erfolg verwährt bleiben. Dennoch bleibt er wichtig und klärt vieles auf. Auch hier wieder Tipp für den Politik-Kurs und Interessierte, allerdings No-Go für DVD-Abende.
7. Children of Men
Nahzukunft- und dennoch apokalyptischer Thriller über eine Welt ohne Kinder und im Dauerkrieg. Hauptdarsteller Clive Owen (wie immer toll) begibt sich in den Untergrund auf eine Mission ohne Wiederkehr durchs isolierte und geschändete UK. Der Film ist spannend, dramatisch und am Wichtigsten: klug. Außerdem bietet er eine überragende Kamera, die unglaubliche Fahrten auf Reihe bekommt. Damit fängt sie auch das hervorragende Set-Design ein. Ein Film, der wachrüttelt. Michael Caine in einer genialen Nebenrolle!
6. Brokeback Mountain
Bei den Oscars zwar schon letztes Jahr abgefeiert, aber bei uns erst dieses Jahr im Kino gewesen. Ang Lee zaubert ein poetisches Liebesdrama in den unglaublich schönen Rocky Mountains auf die Leinwand. Und das mit einer solchen Kraft, dass der Fakt der Homosexualität der Charaktere nahezu in den Hintergrund rutscht, nie wurde Gleichberechtigung subtiler und damit schöner erreicht. Auch wenn es dem Regisseur darum angeblich nicht primär ging. ?! Selbst wenn man mit der Thematik nichts am Hut hat, bleiben immer noch überragende Schauspieler und tolle Landschaftsszenen.
5. Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2
Ach ja, Jack Sparrow war ja auch noch back! Die meisten werden’s gemerkt haben, denn die Kinos waren voll. Der Film ging auch in Ordnung, lässt sich aber mit „A Bigger Bang“ zusammenfassen. Er baut die Qualitäten des ersten Teils konsequent aus und setzt an vielen Stellen noch eins drauf. Überraschende Neuerungen hielten sich aber arg in Grenzen. Diese Mischung ergibt damit aber einen total witzigen, recht spannenden Abenteuer-Action-Film, eine echte Piraten-Klamotte halt! Einziger Nachteil: es wird ganz viel konstruiert, um eine Trilogie zu bauen. Full Review kommt vielleicht noch zu PXM im Zusammenhang mit Teil 3. Die Zwei ist auf jeden Fall ein kleines Highlight des Jahres.
4. Marie Antoinette
Sophia Coppala at it’s best! Ich hab zwar nie „The Virgin Suicides“ gesehen, aber in dem Stil stell ich mir den vor. Die unglaublich bezaubernde Kirsten Dunst kommt als junge Adlige an den größten, europäischen Hof, Versailles, und ist die Prinzessin und später die Königin von Frankreich. Klar, der Film hat kaum tragfähige Story, aber als Prinzessin hat man auch nicht viel mehr zu tun, als Kinder bekommen, shoppen und repräsentieren. Und das lernt sowohl die Prinzessin, als auch der Zuschauer schnell. Dass das minimal langweilt, liegt am unglaublichem Produktionsdesign (man hatte ja gute historische Vorbilder), der toller Coppola-typischen Atmosphäre der Machart, einen die Zeit vergessen zu lassen, und nicht zuletzt am kongenialen Soundtrack-Crossover aus historischer und brandaktueller Indie-Mucke. Zu empfehlen für alle, die sich schon mal als Prinz/Prinzessin fühlen wollten und auch Design-Fan werden ihren Spaß haben.
3. Walk the Line
Wohl der beste Musikfilm, den ich je gesehen hab (Ray kenn ich noch nicht), definitiv aber der beste in 2006. Joaquin Phoenix wird einfach zur Reinkarnation des Men in Black, Johnny Cash. Auch Reese Whitherspoon löst sich erstaunlich leicht vom Image des blonden Püppchens. Auch wenn ich nicht so auf Biopics stehe, schafft es der Film das doch recht unbeständige Leben dieses Ausnahmemusikers in wichtigen Momenten zusammenzufassen. Abgesehen davon ist allein schon die Atmosphäre bei den darstellten Auftritten derart aufgeladen, dass sich der Kauf des Films lohnt. Die Schauspieler singen im Übrigen auch sehr gut selbst die Original-Songs.
2. Inside Man
Ein Thriller mit so hohen Weihen beim ComancheMan ist eher ungewöhnlich, also muss es sich schon um einen sehr guten Film handeln. Außerdem ist Clive Owen hier zum zweiten Mal in dieser Liste vertreten, indem er als vermeintlicher Bankräuber den erfahrenden Polizeiunterhändler Denzel Washington auf ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel einlädt. Welche Rolle Jodie Foster dabei spielt, bleibt bis zum Schluss rätselhaft. Auf jeden Fall ist dieser komplexe New York-Film von Spike Lee hochspannend, hochintelligent und optisch gut umgesetzt. Jedes Wort zuviel wäre allerdings hier ein Verrat am Leser, deshalb einfach ansehen, keine Chance, dass man das bereut.
1. V wie Vendetta
Das sich die Comicverfilmung eines totalitären Englands der nahen Zukunft hier in dieser Liste auf der Eins durchgesetzt hat, mag einige überraschen. Allerdings hat mich dieser Film auch sehr überrascht. Statt plakativer Matrix-Action liefern die Wachowskis hier als Produzenten ein kleines Meisterwerk ab. Klar gab es dieses Jahr bessere Stories, besseres Schauspieler und relevantere Themen. Anderseits stimmt hier für mich das Gesamtpaket einfach am Meisten. Hugo Weaving und Natalie Portman gehen als ungleiches Paar im Underground und im Kampf einen repressiven Staat einfach total auf. Die darstellten staatlichen Abgründe sind zum Teil auch heute schon sehr relevant und die Message „Reclaim the Streets!“ kann man einfach nur unterstützen. Dazu kommt der Film mit seinem nicht allzu übertriebenen Comic-Look mit einem Artwork, wie man es in diesen Zeiten nicht allzu oft findet. Düster, packend und temporeich, dabei hält der Film die wichtige Frage nach Freiheit fast die ganze Zeit im Vordergrund.
Puh, mal wieder mehr Text als geplant, dabei weniger Filme gesehen, als gedacht! Seltsam, ab Platz 7 baut dann meine Zuneigung zu den Filmen auch schon langsam aber sicher ab. Heißt das jetzt, dass das ein schlechtes Kinojahr war oder hab ich nur die falschen Sachen gesehen?! Ich glaub 2005 war wirklich etwas besser, kann ich aber nicht untermauern (Sin City?). Wie dem auch sei, nach Sichten der Filme für dieses Jahr bin ich auch wenig begeistert. Nur Tarantino und Rodriguez bilden mit ihren auseinander gerissenen Back-to-Back-Movies sowas wie ein Lichtblick. Und danach? 2008 Star Trek 11 mit JJ „Lost“ Abrams? Ich bleibe skeptisch und hoffe auf Perlen wie die franz. Prinzessin in diesem Jahr…
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