ComancheMan’s Kinojahresrückblick 2009

Dezember 31st, 2009 by ComancheMan

Mensch, schon wieder nicht nur ein Jahr um, sondern gleich ein weiteres Jahrzehnt. Wenn es auch nicht unbedingt ein Schönes war (Terror, Finanzen, schreckliche deutsche Politik ab 2005), so hat sich das Kino doch weiterentwickelt und schöne, sowie schlechte Seiten gezeigt. Die Brillanz der späten 90er Jahre sucht man leider vergebens, aber man kann ja auf die nächsten 10 Jahre hoffen.
2009 war für mich persönlich nach dem recht guten Kinojahr 2008 eher dünn mit Highlights bestückt, ich war aber auch mal wieder zu wenig in neuen Filmen. Wie sich herausstellte waren die wenigen Perlen allerdings dann richtige Knaller.
Hier erstmal die Liste, drunter gibt’s noch ein paar Kommentare:

15. Freitag, der 13.
Der schlechteste Film meines Jahres ist das völlig überflüssige Remake des ohnehin schon bestenfalls mittelmäßigen 70er Originals. Angesichts der Entwicklung von Michael Bay in den letzten Jahren sollte es niemanden wundern, dass er auch hier seine Produktionsfinger im Spiel hatte. Der Film macht so ziemlich alles falsch: uninteressante, dumme Charaktere, mittelmäßige Schauspieler, ideenlose Regie, weitestgehend seltsame, irrelevante Bilder und keine nennenswerte Story (nicht das die im Original besser wäre…). Nicht mal die Gore-Effekte sind über die notwendige Modernisierung hinaus etwas Besonderes. Der ganze Film ist wie seine Bilder ein dunkles Kapitel.

14. My Bloody Valentine 3D
Wow, das war mein erster 3D-Film im aktuell Verfahren RealD. Vielleicht nicht unbedingt die beste Wahl. Zwar hat bei den 3D-Effekten hier den klassischen Fehler gemacht sie übermäßig in den Vordergrund zu stellen. Dennoch waren sie fast das Interessantes an diesem Film, was bedeutet, dass die normale Fassung das Ansehen nicht wert sein dürfte. Story-mäßig zeigt der Film das klassische College-Teenie-Schlachten, nur mit dem Dreh, dass die Schüler hier ein Jahr danach gemetzelt werden. Nebenplots umfassen die typische obligatorische Lovestory und eine niedliche Männerfehde, beide sind aber fast irrelevant. Auch die Killerfigur des Bergarbeiters hat zwar ikonographisches Potenzial, bleibt dahinter aber hohl. Das letztens ausgestrahlte Original bot allerdings noch weniger Interessantes, mal abgesehen von mehr schwarzem unterschwelligen Humor. Bitte keine Horrorremakes mehr!!! Außer von Rod Zombie. Oder der neue Freddie reißt alles wieder raus.

13. The Spirit
The Spirit ist ein seltsames Werk, das es trotz der Teilnahme von Scarlett Johannsen lediglich als Video zu mir geschafft hat. Der recht klassische Comic stellt das erste alleinige Regiewerk von Comicauthor Frank Miller dar und zeigt einmal mehr, warum sich die Universen Comic und Film zwar oft gut befruchten, aber dennoch nicht hundertprozentig kompatibel sind. Frank Miller hatte letztlich die Hoffnung, dass er wieder im Filmbiz was reißen könnte.
Naja, sagen wir mal, die Ansätze sind gut: der Film ist schön weird  (vielleicht zu sehr) abgedreht und hat den richtigen Comiclook, sowie ein starkes optisches Charakter-Design. Wo er leider versagt, ist der lahme Hauptdarsteller Gabriel Macht, eine interessante Dramaturgie, Spannung und eine vernünftige Story. Also, nicht ernst zu nehmen, nur nettes Popcorn-DVD-Material.

12. Pandorum
siehe Kritik

11. Der seltsame Fall des Benjamin Button
Hinweis: Alex’ Kritik
Meine große Mainstream-Enttäuschung diesen Jahres kam ausgerechnet von David Fincher. Schade, aber auch wenn viele das immer noch nicht einsehen, sein über Jahre entwickeltes Liebesdrama um einen Mann, der rückwärts altert, ist in meinen Augen nur eine digital stark aufgehübschte, kalte, Esoterik-Klamotte. Grundsätzlich könnte ich mich ja mit der Basis-Idee des Films anfreunden, allerdings ist wohl wegen der Vorlage das sogenannte Leben des Button, von Brad Pitt eher indifferent gespielt, relativ ereignislos und man beschränkt sich ausgerechnet auf die uninteressanten Abschnitte dieser Figur. Immer noch soweit verzeihlich, da die Effektorgie das Interesse dennoch konstant wach hält. Allerdings nicht mehr entschuldbar ist es dieses Projekt auf zweieinhalb Stunden auszuwalzen. Damit hat der Streifen verloren und driftet in unheimliche Langeweile ab.
Ehrlich, ich weiß nicht, ob’s wirklich Schade drum ist.

10. 2012
Roland Emmerich recycelt sich selbst. Sein letztes Werk soll wohl dem Zuschauer den Wert des Planeten Erde bewusst machen. Stattdessen ist das derbste Katastrophenfilm-Mashup, das man sich vorstellen kann, dabei herausgekommen. Gut, in Zeiten in denen jeder Spinner bei YouTube glaubt seine Filmszenen-Zusammenstellungen wären unheimlich geil, muss man Eventmovies (urgh!) vielleicht so aufziehen, um Publikum zu ziehen. Nimmt man das Ganze nicht sonderlich ernst, was dank Woody Harrelsons Nebenrolle nicht schwer fällt, kann man trotzdem mit der ersten Hälfte des Films, in der die Welt untergeht, ordentlich Spaß haben. Allerdings merkt man auch schnell wieder, dass professionelle digitale Effekte von heute in 2 Jahren schon wieder veraltet wirken werden. Mit dem letzten Drittel der Story, in der es dann um die Rettung der Menschheit mit einer Flotte von modernen Archen geht, hatte ich allerdings ein Problem. Nicht weil die Idee zu esoterisch-religiös wäre, sondern weil Emmerich den Fehler begeht das Ganze zu technisch-futurisch werden zu lassen und dabei seine sympathischen Figuren vernachlässigt. 2012 ist damit eher nur gehobenes Mittelmaß beim Popcorn-Kino.

9. Unbeugsam – Defiance
siehe Kritik

8. Terminator – Die Erlösung
siehe Kritik

7. Drag Me to Hell
Hinweis: Alex’ Kritik
Tja, dieses Zwischenspiel des Spider-Man-Gurus Sam Raimi in seinem alten Sujet Horror ist zwar bei mir  recht weit oben in meiner Gunst. Es ließ mich nichtsdestotrotz relativ zwiespältig zurück. Die Geschichte einer nach Firmenpolitik handelnden Bankangestellten, die versucht dem tödlichen Fluch einer Kundin zu entkommen ist leider nicht wirklich ganz so flüssig erzählt wie seine alten Horrorperlen. Auch die Schauspieler mag ich zwar gern, sie kommen allerdings über eine nur solide Performance nicht wirklich hinaus. Die Gore-Effekte sind zwar größtenteils schön altmodisch ohne Computer umgesetzt, sind jedoch in den besten Fällen mehr lustig als ekelig oder gar gruselig. Leider ist auch der Film für seine kleine Geschichte ein wenig zu lang und so bleibt lediglich eine vergnügliche Rückschau in alte Mechanismen des Grusel-Genres. Das reicht zwar auch, es hätte aber viel mehr sein können.

6. Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat
siehe Kritik

5. Tödliches Kommando – The Hurt Locker
Noch einer alter Regieveteran, welcher sich dieses Jahr wieder mit einem neuen Werk raustraute: Kathrin Bigelow. Die 80er-Jahre Action-Instanz zeigt sich wandlungsfähig indem sie ihr neues Werk als fast dokumentarischen Psycho-Trip in den Alltag der US-amerikanischen Kämpfer gegen den Terror im Irak aufzieht. Die wenig bekannten beachtenswerten Darsteller spielen dabei als Bombenentschärfungs-Kommando an einer extrem gefährlichen Front und zeigen nachvollziehbar die psychischen Folgen dieser Arbeit bei der von jeder Menge Irrer umgeben sind. Wer sich unter Posttraumatischen Stresssyndrom immer noch nichts vorstellen kann und etwas über die Lage der Soldaten in Auslandseinsätzen erfahren will, sollte kurzerhand zu diesem wichtigen Film greifen. Allerdings ist der Film weniger reine „Unterhaltung“.

4. Star Trek
siehe Kritik

3. Zombieland
Im Gegensatz zu Drag Me to Hell hat diese launige Genrereferenz auf Zombiefilme gedreht von einem Newcomer eigentlich alles richtig gemacht. Gutgelaunte Schauspieler, allen voran Woody Harrelson als leicht Irrer, und eine wirklich nette und konsequent durchgezogen Idee reichen für einen amüsanten Winterfilm absolut aus. Klar kann man dem Film ankreiden, dass bis zum letzten Setting die Charaktere eigentlich keine echten Ziele haben, aber das passt irgendwie in diese, ihre menschenleere Welt. Auch ist die Story als solche nicht gerade richtig dicke, insbesondere im Mittelteil, der eigentlich nur als Cameo-Vehikel für Bill Murray dient. Aber all diese Negativpunkte fallen kaum auf in Anbetracht dessen wie selbstbewusst der Film sich inszeniert. Alle Leerlaufpassagen werden ausreichend mit Witz und Sprüche-Duellen überbrückt. Ach ja, allzu blutig ist das Alles allerdings nicht geraten und wird somit auch für Horrorfremde ein schöner Genussfilm.

2. Inglourious Basterds
Hinweis: Olaf’s Kritik
Vielleicht das größte Thema der Filmpresse dieses Jahr war ja Tarantinos Rückkehr. Gut, für mich war er auch nach seinem letzten Streifen Death Proof nicht wirklich weg vom Fenster, aber für die Masse war das damals wohl nix.
Basterds hingegen hat mit seiner Monster-Cast und den Dreharbeiten bei uns in Potsdam die Filmwelt das ganze Jahr über auf Trab gehalten. Das Werk selbst hat mich schon als Skript (Danke, Internet!) überrascht, weil die Geschichte der Nazikiller-Basterd-Soldaten weniger im Mittelpunkt stand als vermutet. Im Gegenteil dazu bietet die interessantere Rachegeschichte einer jüdischen Waise an den Nazis dem Meister komplexe Figuren und bietet mehr Möglichkeiten für die typischen Tarantino-Stärken mit den Dialogen. Zusammengefasst ist der Film ein Must-See für jeden, den die vorhandenen Längen weniger stören. Nur das sehr fiktive Ende mag insbesondere im Vergleich mit „Operation Walküre“ manchem etwas sauer aufstoßen.

1. Watchmen – Die Wächter
Schon Mitte des Jahres war mir irgendwie klar, dass ich mit Zack Snyders Watchmen wahrscheinlich mein Jahreshighlight gesehen hatte. Neben diversen kleinen Geschmacklosigkeiten wie Nena-Songs bietet die Comicumsetzung starke Charaktere, cool inszenierte Action, heiße Frauen und insgesamt eine sehr stimmige Umsetzung der Vorlage. Ähnlich wie damals Alan Moore mit den Comics einen Abgesang auf die schöne, strahlende Superhelden-Welt darstellte, bietet der 300-Regisseur Snyder hier quasi das Äquivalent zu den vielen, vielen Superheldenfilmen der letzten Jahre, die langsam auch viel Mist und Wiederholung bringen. Wenn man mit der düsteren, dystopischen Darstellung der 80er-Jahre-Parallelwelt klarkommt, ein echtes Meisterwerk.

Das war also das Kinojahr 2009 für mich, alles im Allem keine riesige Enttäuschung, aber jetzt auch nicht die große Offenbarung. Die Perlen waren dieses Jahr etwas besser als sonst, dafür war der Mist auch gleich richtig schlimm.

Klar könnte man sich jetzt darüber aufregen, dass der 3D-Hype zwar solide technisch umgesetzt ist, bei den meisten Filmen aber Selbstzweck bleibt. Aber wenn’s dem Business hilft, sei’s drum. Ebenso schockiert war ich, wie schlecht die Transformers-Fortsetzung wirklich war, aber das überrascht  genauso wenig. Meine größten Nervfaktoren waren dagegen eher erstens Til Schweiger mit seinen Filmen Männerherzen, Inglourious Basterds und Zweiohrküken, in denen er entweder sein schauspielerisches Nichtkönnen oder auch gerade bei den Küken ein unlustiges, rückständiges Geschlechterbild darstellt. Noch schlimmer war für mich nur der Twilight-Hype, der gleich zweimal als Kinofilmserie dieses Jahr aufschlug und leider ziemlich viel überstrahlte. Diese Teenie-Soap auf Spielfilmlänge mit mehrfach verwerflichen Subtexten nervt einfach fürchterlich. Nicht zuletzt, weil sie das Genre des Vampirfilms auf Jahre versaut. Nächstes Jahr kommen zwar noch andere coolere Vampirfilm-Ansätze, aber Twilight an der Kasse und in der Presse auszustechen dürfte wohl unmöglich sein.

Verpasst habe ich dieses Jahr auch wieder so einiges, u.a. diese Filme:
Avatar (wird erst 2010 geguckt)
Wrestler
Gran Torino (siehe Olaf’s Kritik)
9 to 5: Days in Porn
Antichrist
District 9
Jennifer’s Body (nicht ganz enrst gemeint!)

Nächstes Jahr freue ich mich dann schon auf ein paar hoffentlich feine Filme, besonders diese hier:
Das Kabinett des Dr. Parnassus
Surrogates – Mein zweites Ich
Sherlock Holmes
Alice im Wunderland
Iron Man 2
Expendables

Mal gucken, wie diese neue Jahrzehnt startet, und ob Kino wieder mehr Einfluss gewinnt. Schön wäre auch, wenn wieder etwas mehr gesunder Menschenverstand auf der Welt einziehen würde. Leider hat sich die veränderte Kommunikationskultur mit dem Internet als Durchlauferhitzer für Gerüchte und Marketing-Gewäsch dabei als nicht sonderlich zuträglich erwiesen. Aber mal sehen, was passiert, nachdem der letzte Ureinwohner im Dschungel komplett von Facebook 24h rund um die Uhr dargestellt wird (Surrogates lässt grüßen) und was dann danach kommt.

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